Salzgewinnung in Thale vor 400 Jahren
Quelle : Der Harz - eine Landschaft stellt sich vor Heft 11/12 1984 Autor - Hans Henning Walter
Brockhaus-Wanderheft - Das Bodetal 1973
Die Steine am Hexentanzplatz Ute Fuhrmann / Rainer Voigt
Entlang des nördlichen Harzrandes gibt es zahlreiche Mineralwasserquellen, von denen die Hubertusquelle in Thale eine Sonderstellung einnimmt.
Grundlage dafür sind Salzvorkommen unter dem nördlichen Harzvorland ,entstanden vor ca.260 Mio. Jahren als unser Gebiet von einem flachen Meer bedeckt war( Zechstein ).Dieses Meer war intensiver Sonneneinstrahlung und Temperaturen von 50° Celsius ausgesetzt, so daß das Wasser verdampfte und Salzablagerungen von beträchtlicher Mächtigkeit hinterließ. Die nachfolgenden Ablagerungen der Erdgeschichte begruben das Salz unter sich .Mehrere Kilometer dicke Gesteinsschichten machen durch das enorme Gewicht das Salz plastisch. Unterirdische Wasseradern reichern sich mit Salz an und suchen den Weg an die Erdoberfläche, wie auch hier in Thale.
Die Hubertusquelle bildet praktisch die tektonische Trennlinie zwischen Harzgebirge und Vorland. Der Quelle entspringt Natrium-Kalzium-Chlorid -Mineralwasser mit 14 g/kg Trockensubstanz . Desweiteren sind Spuren von Lithium, Kupfer, Nickel und Magnesium enthalten. Das Wasser hat eine Radioaktivität von 40 Macheeinheiten.
Im Mittelalter gehörten Salzvorkommen, genauso wie Erz, zu den Machtinstrumenten der herrschenden Feudalherren. Man war bestrebt ,Salzvorkommen im eigenen Land zu nutzen um es nicht teuer im Ausland einkaufen zu müssen. So wurden einheimische Salinen verpachtet.
Der Blankenburger Graf Martin erteilte laut einer Urkunde aus dem Jahr 1595 dem Augsburger Balthasar Becker, die Erlaubnis eines Salzwerkes in Thale für 25 Jahre. Dieser betrieb diese Saline mit sehr gutem Gewinn, was ihm aber auch den Unmut vieler Salinenarbeiter einbrachte. In einem Streit mit einem Arbeiter erschlug der Sudmeister Becker diesen mit einer Spießbarte. Balthasar Becker wurde daraufhin in Blankenburg ,,justifiziert und zum Tode gebracht".
Im Jahre 1603 verfasste der Frankenhäuser Salinist J. Thölde ein für diese Zeit wichtiges Dokument - die ,,Haligraphia". Auch die Saline in Thale wird darin erwähnt :
Das salzhaltige Wasser wurde über ein Holzrad, welches von der Bode angetrieben wurde in einen höher gelegenen Behälter transportiert .Von dort leitete man das Wasser in Holzröhren weg nach dem damaligen Behrensdorf (heute Alte und Neue Behrensdorfer Strasse , Reste dieser Holzröhren fand man 1907 beim Bau der Eisenbahnstrecke Thale-Blankenburg ). Dort gab es vermutlich zwei Siedehütten, Salzkoten, in denen das Salz gewonnen wurde. Man leitete das Wasser in flache Metallpfannen, unter denen Feuer gemacht wurde.
Die Kunst des Siedens bestand darin, das Kochsalz von den anderen bitteren Salzen zu trennen. Die konzentrierte Sole wurde dann abgeschöpft und in geflochtene Weidekörbe gekippt.
Dieses Verfahren führte dazu, daß es zu einer Brennholzknappheit kam und man ging zu einem anderen Verfahren über - der Strohgradierung. In mehrere Meter lange Holzkästen füllte man Stroh und ließ die Sole darüber laufen. Wind und Sonne verdunsteten das Wasser - das Salz kristallisierte an den Strohbüscheln, hatte aber den Nachteil einer größeren Verunreinigung durch das Stroh. Erst im 18.Jh. wurde die Dorngradierung entwickelt.
Im Jahre 1836 gründete der Thaler Förster Karl Daude das Hubertusbad. Zuerst ließ er sich die Sole in Fässern in seine Dienstwohnung in die Unterstadt bringen, wo seine Frau Bäder an Kurgäste verabreichte. Später erwarb er die Salzstrominsel mit der Quelle und erbaute dort ein Gasthaus und mehrere Badezellen für Sommergäste.
In den folgenden Jahren gab es mehrere Besitzerwechsel und zu DDR-Zeiten wurde der Kurbetrieb dann verstaatlicht, bis das Bad dann 1986 geschlossen wurde.
Interessant ist noch ein Fund, welcher 1950 von Rektor Fiedler, dem damaligen Betreuer der vorgeschichtlichen Sammlung von Thale erwähnt wird. In etwa 20cm Tiefe wurde auf der Salzstrominsel ein eigenartiges Tongefäß ausgegraben. Vom Museum für Vorgeschichte in Halle wird dazu erklärt, daß es sich dabei um eine sogenannte Briquetage ( einer Tonstütze für einen Tiegel zum Sole eindampfen) handelt. Es soll das westlichste Fundstück dieser Art in Mitteldeutschland sein. Das Alter wird vorsichtig auf ca.3000 Jahre geschätzt.
Heute wird das Wasser wieder teilweise für die Nutzung der Bodetaltherme und seit
kurzem auch für das ,, Bodetal - Gesundheitshaus" verwendet.